Orthodoxe Theologie
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Festakt zum Jubiläum der Ausbildungseinrichtung für Orthodoxe Theologie und zur Verleihung der Ehrendoktorwürde an S. E. Metropolit Ioannis Zizioulas von Pergamon

10.11.2015

Die LMU München ist die einzige staatliche Universität, nicht nur in Deutschland, sondern in ganz Westeuropa, an der das vollständige akademische Studium der Orthodoxen Theologie möglich ist. In diesem Jahr feiert die Ausbildungseinrichtung für Orthodoxe Theologie ein doppeltes Jubiläum: 20 Jahre seit ihrem ersten Lehrbetrieb und 30 Jahre nach der Gründung des Instituts für Orthodoxe Theologie. Aus diesem Anlass hatte sie am 04. November 2015 zu einem Festakt in der Großen Aula der LMU geladen, in dessen Rahmen auch Seiner Eminenz Metropolit Prof. Dr. Dr. h. c. mult. Ioannis Zizioulas von Pergamon die Ehrendoktorwürde verliehen wurde. Der prominente Hierarch des Ökumenischen Patriarchats von Konstantinopel, der somit zum ersten Ehrendoktor der Ausbildungseinrichtung geworden ist, zählt zu den größten orthodoxen Theologen der Gegenwart. Seine zukunftsweisenden Beiträge u.a. zur Trinitäts- und Schöpfungstheologie, zur Anthropologie und Ekklesiologie, seine enormen innerorthodoxen Aufgaben und Tätigkeiten – nicht zuletzt bei der Vorbereitung des Heiligen und Großen Konzils der Orthodoxie – sowie sein äußerst fruchtbares Engagement in den bilateralen Dialogen mit den Kirchen des Westens und im Ökumenischen Rat der Kirchen wurden durch diesen Ehrentitel gewürdigt.

In seinem Grußwort hob der Vizepräsident der LMU Prof. Dr. Martin Wirsing die große Tragweite der langjährigen Präsenz der Ausbildungseinrichtung für Orthodoxe Theologie an der LMU hervor. Als Repräsentant der bayerischen Landesregierung würdigte Staatssekretär Georg Eisenreich (Staatsministerium für Bildung und Kultus, Wissenschaft und Kunst) die Leistung der Ausbildungseinrichtung. Prof. Dr. Athanasios Vletsis (Vorsitzender der Gemeinsamen Kommission der Ausbildungseinrichtung) sprach die Dankbarkeit der Orthodoxen Theologie aus gegenüber den Personen, die mit persönlichem Engagement die Entstehung und das Werk der Ausbildungseinrichtung in all diesen Jahren unterstützt und gefördert haben. S. E. Reinhard Kardinal Marx, Erzbischof von München und Freising sowie Frau Susanne Breit-Kessler, Regionalbischöfin im Kirchenkreis München, machten auf die große Bedeutung der Ausbildungseinrichtung für den ökumenischen Dialog in der Hauptstadt Bayerns und darüber hinaus und für das Kennenlernen der kostbaren Schätze des östlichen Christentums aufmerksam. Die Dekane der Katholischen und der Evangelischen Fakultät Prof. Dr. Markus Vogt und Prof. Dr. Harry Oelke schilderten die fruchtbare Kooperation der drei Theologien in München; denn diese Ko-Existenz dreier Einrichtungen, durch welche die großen christlichen Konfessionen an ein und derselben Universität akademisch vertreten sind, gelte als Unicum für Deutschland und darüber hinaus.

S. E. Metropolit Augoustinos Labardakis, Vorsitzender der Orthodoxen Bischofskonferenz in Deutschland, sprach die Dankbarkeit der Hierarchen des Landes aus für die Leistung der Ausbildungseinrichtung im orthodoxen Leben in Deutschland. Er übermittelte auch die Segenswünsche Seiner Heiligkeit, des Ökumenischen Patriarchen Bartholomaios I., der der Ausbildungseinrichtung herzlich zu ihrem Jubiläum und die dem Metropoliten Ioannis von Pergamon, einen Hierarchen des Ökumenischen Patriarchates, erwiesene Ehre gratulierte.

Der Studiendekan der Ausbildungseinrichtung Prof. Dr. Konstantinos Nikolakopoulos erinnerte auch an die schwierigen Jahren der Orthodoxen Theologie in München, als zeitweilig sogar ihre selbstständige Existenz auf dem Spiel stand, und an den gelungenen Kampf um ihr Fortbestehen. Die Früchte dieses Kampfes verdeutlichte daran anschließend mit einer Power Point Präsentation der Student Konstantin Mallat. Vorbereitet von einer Studentengruppe stellte diese Präsentation die Geschichte der Fakultät in ihrer ganzen Breite vor (Studienangebot, Publikationen, akademischer Austausch und Gastvorträge, ökumenische Aktivitäten im Rahmen des Zentrums für Ökumenische Forschung der LMU und darüber hinaus, Beziehungen zu den Autokephalen Orthodoxen Kirchen, usw.).

Der zweite Teil des Festaktes (Verleihung der Ehrendoktorwürde) begann mit der Laudatio, die Kurt Kardinal Koch, Präsident des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen, hielt. Der prominente Kurienkardinal schilderte mit warmen Worten der Anerkennung die theologische Leistung des Metropoliten Ioannis: dessen eucharistische Ekklesiologie, die Ansichten von Ioannis von Pergamon über das Verhältniss von Primat und Synodalität, den Beitrag der Theologie zur ökologischen Diskussion sowie das Wirken des renommierten Hierarchen für die panorthodoxe Verständigung und den ökumenischen Dialog. Der Vorsitzende der Ausbildungseinrichtung Prof. Dr. Athanasios Vletsis verlas die Urkunde der Ehrenpromotion und überreichte sie seiner Eminenz.

In seiner auf Englisch gehaltenen Ansprache unter dem Titel „Die Aufgabe der Orthodoxen Theologie in Europa“ bedankte sich Metropolit Ioannis für die ihm erwiesene Ehre und reflektierte ausführlich über die Rolle des Christentums für die europäische Kultur. Mit Nachdruck ermutigte er die jüngeren Generationen zur Pflege des dialogischen Auftrags der Theologie: „Die Ehre, die mir diese historische Universität heute erwiesen hat, übersteigt den Wert meiner bescheidenen Errungenschaften in Theologie und kirchlichem Dienst. Sie wird dennoch vielleicht wegen eines einzigen Grundes gerechtfertigt: in meinem ganzen Leben habe ich versucht, dem Dialog in allen seinen Formen zu dienen. Und in Bescheidenheit wende ich mich an diejenigen, die sich dem Studium und der Lehre der Orthodoxen Theologie widmen: sie sollen die Grenzen ihrer Tradition zum Prozess des Dialogs mit den existentiellen Sorgen unserer Mitmenschen in jeder gegebenen Situation eröffnen. Die Agenda der Theologie wird von der Geschichte bestimmt. Dies war den Vätern der Kirche bekannt; sie waren in ständigem Dialog mit ihrer Zeit. Leider wurde dies aber in einigen Zeiten von der akademischen Theologie vergessen.“

Die Veranstaltung wurde musikalisch vom Byzantinischen Kantorenchor umrahmt unter der Leitung von Prof. K. Nikolakopoulos.

Den Festakt haben mit ihrer Anwesenheit u.a. beehrt: S. E. Evmenios, Vikarbischof von Lefka und S. E. Bartholomaios, Vikarbischof von Arianzos (Ökumenisches Patriarchat-Griechisch-Orthodoxe Metropolie von Deutschland), S. E. Ignatios von Dimitrias (Orthodoxe Kirche Griechenlands), S. E. Bischof Andrej Cilerdjic von der Serbisch-Orthodoxen Diözese für die Länder Österreich, Schweiz, Italien und Malta, S. E. Metropolit Serafim von der Rumänisch-Orthodoxen Metropolie für Deutschland, Zentral- und Nordeuropa, S. E. Bischof Lazare von der Georgisch-Orthodoxen Diözese für Deutschland und Österreich, alle Priester der Griechisch-Orthodoxen Metropolie von Deutschland, die in diesen Tagen ihre Jahrestagung in München hielten, mehrere Priester der anderen Orthodoxen Kirchen des Landes, S. E. Friedrich Kardinal Wetter, Erzbischof Emeritus von München und Freising, Propst Dr. Johannes Schneider, Regionalbischof der Evangelischen Kirche in Halle-Wittenberg, Oberkirchenrat Dr. Martin Illert (Evangelische Kirche in Deutschland), Panagiota Konstantinopoulou, Generalkonsulin Griechenlands in München, Dr. Georgios Kalantzis, Staatssekretär des Ministeriums für Bildung und Kultus der Republik Griechenlands, Dr. Pantelis Kalaitzidis, Direktor der Akademie für Theologische Studien in Volos, Griechenland sowie mehrere Kleriker, Akademiker, Absolventen und Studenten der Ausbildungseinrichtung für Orthodoxe Theologie und Freunde der Orthodoxie überhaupt.

Für den Abend desselben Tages hat die Katholische Akademie in Bayern zusammen mit der Ausbildungseinrichtung für Orthodoxe Theologie in den Räumlichkeiten der Akademie eine Veranstaltung organisiert zum Thema „Ökumene – ein Gespräch zu dritt“. Referiert haben S. E. Metropolit Ioannis von Pergamon, Kurt Kardinal Koch und Regionalbischof Dr. Johannes Schneider. Die spannende Diskussion, die den Kurzreferaten folgte, moderierte der Direktor der Akademie Dr. Florian Schuler.