Orthodoxe Theologie
print

Links und Funktionen

Navigationspfad


Inhaltsbereich

Panorthodoxes Chortreffen 2023 am Sonntag der Orthodoxie

05.03.2023 um 17:30 Uhr

Panorthodoxes Chortreffen:
Ostkirche feierte Triumph der Ikonenverehrung

Mit ihrem 17. Panorthodoxen Chortreffen feierten die Orthodoxen Kirchen in München nach der
Corona-Zwangspause den Beginn der vorösterlichen Fastenzeit am Sonntagabend, dem 5. März in
der orthodoxen Allerheiligenkirche (gegenüber dem Nordfriedhof).



Auf Einladung der Ausbildungseinrichtung für Orthodoxe Theologie (LMU München)
stellten Gemeindechöre aus den Herkunftsnationen Antiochien, Bulgarien, Georgien, Griechenland, Rumänien, Russland, Serbien und der Ukraine ihre orthodoxe Glaubenseinheit in ihrer sprachlichen und musikalischen Vielfalt vor.

Im Mittelpunkt dieses „Sonntags der Orthodoxie“ stehe die Bilderverehrung, sagte der Vorsitzende der orthodoxen Einrichtung, Professor Konstantin Nikolakopoulos in seinem Grußwort: „Das Fest drückt die Identität und das Selbstverständnis der Orthodoxen Kirche aus und unterstreicht die Bedeutung der Ikonen als Abbilder der Heiligen, die als Träger der göttlichen Gnade gelten“. Seit dem 9. Jahrhundert erinnere die Ostkirche an diesen Triumph der Ikonenverehrung als Eckpfeiler orthodoxen Bekenntnisses. Als akademische Einrichtung − bei diesem für die Weltorthodoxie erstrangigen Ereignis − passiv zu bleiben, ist für den Lehrstuhlinhaber für Biblische Theologie undenkbar.

Spaltungen überwinden mit Wort, Bild und Tat

Der georgische orthodoxe Gastgeber, Erzpriester Tamaz Lomidze bekräftigte in seiner Begrüßungsrede den Willen der anwesenden orthodoxen Gemeindevorsteher, die Beziehungen in München untereinander zu pflegen und weiter zu festigen. Das gemeinsame Ziel sei, ein Zeichen zu setzen und dem Zeitgeist der Spaltungen und Gewalt spirituell entgegenwirken. Die mit Ikonen ausgemalte griechische orthodoxe Allerheiligenkirche biete dem symbolträchtigen Fest einen idealen Rahmen.

„Das Panorthodoxe Chortreffen ist weder ein Gottesdienst, noch als Gesangswettbewerb oder Konzert zu verstehen“, erklärte der Moderator und vormalige wissenschaftliche Mitarbeiter der orthodoxen Einrichtung, Georgios Vlachonis. „Hymnen sind gesungene Theologie und Gebet zugleich. Der Geist der Veranstaltung richtet sich auf die Gnade Gottes und die Überwindung nationaler Grenzen durch Wort, Bild und Tat“. Die erstmalige Teilnahme des Chores der Ukrainischen Orthodoxen Gemeinde und eine Kollekte für die Erdbebenopfer der Antiochenischen Orthodoxen Kirche verdeutlichten diese Ausrichtung.

Als letzter von elf Chören traten die Gastgeber auf. „Der Krieg in der Ukraine ist schrecklich“, sagte die georgische Chorleiterin. Wie in den Ikonen göttliche Energien gegenwärtig sind, so sollen die Gesänge eine Energie der Nächstenliebe, der Eintracht und des Friedens erwirken. Dieses Anliegen brachten die sieben kaukasischen Sängerinnen mit ihrer dreistimmigen Polyphonie und ihrer traditionellen Kleidung zum Ausdruck, indem sie sich am Ende symbolisch im Kreis aufstellten und bedächtig an den Händen fassten.

Während der zweistündigen Vorstellung honorierten die Zuhörer jeden Chor mit seiner mehrstimmigen oder byzantinischen Gesangstradition mit anschließendem Applaus. „Ich bin zum ersten Mal hier und ich fühle mich im Herzen so verbunden mit allen“, sprach Sabine F. aus dem Landkreis Ebersberg ins Mikrophon, stellvertretend für alle neuen Gäste.


Die Festlichkeit endete mit einem gemeinsamen Siegesgesang an die Gottesmutterikone in byzantinischer Gesangsweise. Als Vorlage diente ein Hymnus aus dem 7. Jahrhundert, der in der Hagia-Sophia-Kirche zu Konstantinopel nach der Abwehr eines Ansturmes durch die Awaren angestimmt wurde. Der Text samt Noten lag den über 350 Besuchern in transkribierter Form im Programmheft vor. Nach der Veranstaltung luden die Gastgeber zu einem Stehempfang.

Ewiges Gedenken – Weiße Rose und heilige Väter

„Heute Abend haben wir einmütig den Widerstand gefeiert“, resümierte Georgios Vlachonis. Jeder kenne die Flugblätter der Weißen Rose in den 40er Jahren des vergangenen Jahrhunderts, die gegen den Nationalsozialismus aufbegehrten: die Geschwister Scholl und Mitstreiter wie Alexander Schmorell, der von der russischen Kirche im Ausland im Jahr 2012 heilig gesprochen wurde. Diese Vorbilder stehen für Zivilcourage und Mut im Kampf für Menschlichkeit und Freiheit. Sie standen mit ihrem Leben für diese Werte ein und sahen nicht tatenlos zu, als diese mit Füßen getreten wurden. Auch in der Zeit des Bildersturms gab es Widerstand. Märtyrer standen mit ihrem Leben für die Wahrheit des orthodoxen Glaubens ein, wie er von den Aposteln und Kirchenvätern überliefert wurde. Am Ende triumphierten die Bilderverehrer. Die Gesänge beim Panorthodoxen Chortreffen in München gleichen spirituellen Flugblättern, die den einvernehmlichen Friedensfunken auf Ortsebene in die Welt zu tragen suchen, so der Moderator.


Das Panorthodoxe Chortreffen findet seit 2005 im jährlichen Turnus in einer der orthodoxen Gemeinden in München statt. Die Initiative geht auf orthodoxe Studenten der LMU-München und des vormaligen Griechischen Musikvereins München e.V. zurück. Seit 2006 erfolgt die Festlichkeit im Namen der Orthodoxen Ausbildungseinrichtung für Orthodoxe Theologie in München.

V.i.S.d.P.
Sekretär & LMU-Webredakteur Reinhard Schnitzler  Orthodoxe.Theologie@orththeol.uni-muenchen.de

Dipl. theol. Georgios Vlachonis                                      Georgios.Vlachonis@lmu.de

Ausbildungseinrichtung für Orthodoxe Theologie
LMU München

Ludwigstr. 29
80539 München

Tel.: +49/89/2180-5736 und 089/54044967
Fax: +49/89/2180-2402

Website: Ausbildungseinrichtung für Orthodoxe Theologie der LMU München

Downloads