Orthodoxe Theologie
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Mitteilung für die Presse: "Das Erbe von Nizäa in der heutigen Orthodoxie": Erfolgreiche Tagung an der LMU München zum 1700. Konzilsjubiläum

01.06.2025 – 02.06.2025

PRESSEMITTEILUNG ZUR INTERNATIONLEN TAGUNG
München, 4. Juni 2025

Mit einer hochkarätigen Tagung an der Ludwig-Maximilians-Universität München wurde das Jubiläumsjahr des ersten Ökumenischen Konzils von Nizäa (325-2025) gewürdigt. Unter dem Titel "Das Erbe von Nizäa in der heutigen Orthodoxie: theologische, kanonische und praktische Herausforderungen" luden die Ausbildungseinrichtung für Orthodoxe Theologie der LMU München, der Arbeitskreis Orthodoxer Theologinnen und Theologen im deutschsprachigen Raum (AOT) sowie die Orthodoxe Bischofskonferenz in Deutschland (OBKD) zu einem zweitägigen Austausch ein.
Rund 100 Teilnehmerinnen und Teilnehmer - Bischöfe, Priester, Theologinnen, Studierende und Interessierte - diskutierten die fortdauernde Bedeutung des Konzils von Nizäa für die Orthodoxie in Gegenwart und Zukunft.

Feierlicher Auftakt und 40 Jahre Orthodoxe Theologie an der LMU
Die Tagung begann am Sonntag (01.06.2025) mit einer bischöflichen Göttlichen Liturgie zum Fest der Heiligen Väter von Nizäa in der Griechischen Allerheiligen-Kirche in München. Der Liturgie stand der Metropolit Isaak für Deutschland (Patriarchat von Antiochien) vor.
Am Nachmittag wurde in einem Festakt das 40-jährige Bestehen der Orthodoxen Theologie an der LMU würdig begangen. Prof. Dr. Konstantin Nikolakopoulos, langjähriger Lehrstuhlinhaber, hob in seinem Vortrag die langjährige Geschichte des einstigen Instituts für Orthodoxe Theologie und die Bedeutung der Münchener Orthodoxen Ausbildungsstätte für Kirche und Wissenschaft hervor.
Grußworte sprachen Metropolit Dr. h.c., Dr. h.c. Augoustinos (OBKD), als Vorsitzender der OBKD, Frau Prof. Dr. Georgiana Huian im Namen des Arbeitskreises Orthodoxer Theologinnen und Theologen im deutschsprachigen Raum sowie Frau Prof. Dr. Francesca Biagini, Vizepräsidentin für die Bereiche Internationales und Diversity der LMU. Für den festlichen Rahmen sorgte der Byzantinische Chor der Ausbildungseinrichtung unter der Leitung von Prof. Dr. Konstantin Nikolakopoulos.

Theologische und historische Perspektiven
Die Tagung bot ein breites Panorama an Vorträgen − erster Tag:
- Prof. Dr. Viorel Ioniţa eröffnete die Tagung mit einem Blick auf die historische Tragweite des Konzils von Nizäa und dessen prägenden Einfluss auf die Kirchengeschichte.
- Prof. Dr. Konstantin Nikolakopoulos zeigte anhand ausgewählter neutestamentlicher Texte die biblischen Grundlagen des nizänischen Glaubensbekenntnisses auf.
- In der dogmengeschichtlichen Sektion stellte Prof. em. Dr. Athanasios Vletsis das spannungsreiche Bild des hl. Athanasios des Großen zwischen Hagiographie und historischer Realität dar.
- Prof. Dr. Daniel Benga beleuchtete die ekklesiale Funktion des Credos von Nizäa (325) als identitätsstiftendes Bekenntnis.

Kanonisches Erbe und pastorale Fragen
Am zweiten Tag (02.06.2025) ging es um die kanonischen Herausforderungen:
- Herr Dr. Dr. Anargyros Anapliotis sprach über die Kanones von Nizäa und deren Beitrag zur Ausbildung des Metropolitansystems in der alten Kirche.
- Weihbischof Dr. Sofian von Kronstadt hob die fortdauernde Relevanz der Konzilskanones für das heutige kirchliche Leben hervor.
- Erzpriester Radu Constantin Miron stellte Wege kirchlicher Versöhnung damals und heute unter das Leitwort „durch guten Frieden leitest du die Kirche“.

Ein Höhepunkt war die Podiumsdiskussion zum Thema „Ein gemeinsames Osterdatum - Kann es eine Lösung geben?“, moderiert von Prof. Dr. Ciprian Burlacioiu, bei der Dr. Anna Briskina-Müller, Dr. Johannes Oeldemann und Prof. Dr. Andreas Müller Perspektiven aus Theologie und Ökumene einbrachten.

Dogmatische Vertiefungen und kirchliche Relevanz
Am Nachmittag richtete sich der Fokus erneut auf die Dogmatik:
- Prof. Dr. Stefanos Athanasiou stellte die Frage, ob das nizäno-konstantinopolitanische Bekenntnis eher eine politische oder theologische Entscheidung war.
- Prof. Dr. Georgiana Huian zeigte, wie der Begriff homoousios vom philosophischen Rätsel zum theologischen Schlüssel wurde.
- Ass.-Prof. Dr. Ioan Moga erörterte, ob subordinationistische Christologien heute noch eine echte Herausforderung darstellen.

In der abschließenden Sektion zur kirchlichen Relevanz ging Bischof Dr. Hiob von Stuttgart auf das Glaubensbekenntnis als Mystagogie ein, während Dr. Marina Kiroudi und Dr. Anastasia Limberger das Konzil von Nizäa in Katechese, Hymnographie und Ikonographie beleuchteten.

Ein weiteres, abschließendes Podium widmete sich der Frage: „Die Praxis der Synodalität im Umfeld von Nizäa und heute“, moderiert von Dr. Dejan Ristić, mit Beiträgen von Dr. Irme Stetter-Karp, Bischof Emmanuel von Christoupolis und Regionalbischof Dr. Dr. h.c. Johann Schneider.

Fazit einer erfolgreichen Veranstaltung
Die Tagung zeigte eindrucksvoll, dass das Konzil von Nizäa auch 1700 Jahre später nichts von seiner Aktualität verloren hat. Sie förderte nicht nur den wissenschaftlichen Diskurs, sondern auch den lebendigen Austausch zwischen Hierarchie, Theologie und Gemeinden.