Orthodoxe Theologie
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Neujahrsrundschreiben des Vorsitzenden der Gemeinsamen Kommission der Ausbildungseinrichtung

«...den Nationen den unergründlichen Reichtum Christi zu verkündigen, und ans Licht zu bringen, was die Verwaltung des Geheimnisses sei, das von den Zeitaltern her in Gott, der alle Dinge geschaffen hat, verborgen war; damit jetzt den Gewalten und Mächten in der Himmelswelt durch die Kirche die mannigfaltige Weisheit Gottes zu erkennen gegeben werde, nach seinem ewigen Plan, den er verwirklicht hat in Christus Jesus, unserem Herrn (Eph 3, 8-11).

Den unerforschlichen Plan der Weisheit Gottes haben wir die Gelegenheit in diesen Festtagen, zwischen Weihnachten und Epiphanie, vorerst in der mystischen, durch die Gottesdienste unserer Kirche vermittelten Erfahrung etwas zu ergründen, aber auch beim Studium des Wortes der Theologie, insbesondere in den Werken der Väter der alten Kirche auf die Spur zu gehen. Der ewige Heilsplan Gottes geschieht mitten in unserer Zeit, die dadurch jene transzendentale Dimension gewinnt, die uns erlaubt, nicht im Wechseln von Jahren verhaftet zu bleiben, sondern uns auf die Begegnung mit dem Ewigen Gott zu öffnen. In Dankbarkeit blicken wir in der Ausbildungseinrichtung auf ein wiederum so erfülltes Jahr 2014 zurück; aus dem nun vergangenen Jahr möchte ich in ausgewählten Stationen das Wichtigste zusammenfassen. Zugleich erblicken wir mit Zuversicht auf das bereits angefangene neue Jahr 2015, in dem wir ein doppeltes Jubiläum feiern wollen: 30 Jahre Lehrstuhl/Institut für Orthodoxe Theologie an der LMU (mit Prof. Theodor Nikolaou als ersten Lehrstuhlinhaber) und 20 Jahre Lehrbetrieb der Ausbildungseinrichtung. Ein Datum steht bereits fest: am 4. November 2015 wollen wir die zwei Ereignisse gebührend feiern (Einzelheiten werden noch bekannt gemacht); zugleich erbitten wir den göttlichen Segen für einen weiterhin kreativen Weg unserer Orthodoxen Theologie, mitten in der so anspruchsvollen akademischen Landschaft in Deutschland und konkret einer renommierten LM Universität.

Januar - Feier der Schutzpatronen der Ausbildungseinrichtung mit Bischof Irinej (Bulovic) von Novi Sad

Das Fest der drei Hierarchen, Basileios d. Großen, Gregor d. Theologen, Johannes Chrysostomos, die als die Schutzpatronen auch in unserer Einrichtung verehrt werden, eröffnet doxologisch das neue Jahr und hat uns parallel die Gelegenheit gegeben, zu einem akademischen Austausch mit Hilfe ihrer tiefsinnigen theologischen Werken zu kommen. Am 29. Januar 2014 wurde mit einer bischöflichen Vesper das Fest der Drei Hierarchen in der Salvatorkirche gefeiert. Bei dieser feierlichen Zusammenkunft, mit zahlreicher Beteiligung von orthodoxen Geistlichen aus verschiedenen orthodoxen Gemeinden Münchens, hat die Vesper Bischof Irinej (Bulovic) von Novi Sad gefeiert, der auch die Predigt gehalten hat. Im Rahmen dieser Festvesper haben wir eine Innovation gewagt: die Diplome den Absolventen unserer Einrichtung feierlich zu übergeben. Es war bestimmt eine bewegende und bereichernde Feier, an der auch die Familien unserer Absolventen teilnehmen konnten. Bischof Irinej hat dann am 30. Jan. im Hauptgebäude der LMU einen gewichtigen Vortrag gehalten, im Rahmen auch einer Vorlesungsreihe des Zentrums für Seniorenstudium, die unsere Einrichtung zu gestalten hatte.

März - Panorthodoxe Versammlung in Konstantinopel- Ankündigung des Panorthodoxen Konzils

Der März 2014 kann in die Geschichte der Orthodoxen Kirche eingehen, als ein (letzter) Meilenstein unterwegs zur Einberufung der Panorthodoxen Synode. Am Sonntag der Orthodoxie, am 8. März, haben die Oberhirten der Orthodoxen Autokephalen Kirchen bei ihrem Treffen in Konstantinopel die Modalitäten geklärt für die Einberufung der Panorthodoxen Synode im Jahre 2016, so Gott will. Ein großes Stück orthodoxer Gemeinschaft konnte bei diesem Treffen demonstriert werden, es soll aber noch genug Arbeit von der Vorbereitungskommission geleistet werden, damit wir alle Zeuge dieses geschichtsträchtigen Ereignisses im Jahre 2016 werden können. Unsere Ausbildungseinrichtung hat in vielen Lehrveranstaltungen das Thema des Panorthodoxen Konzils aufgegriffen. In diese Richtung können aber auch andere Schritte einen Beitrag leisten, wovon die Ereignisse in den Monaten Mai und September ein beredtes Zeugnis geben können (siehe weiter im Bericht).

April -I. Liturgische Tagung der Ausbildungseinrichtung- ZöF-Tagung- mit Ökumene- Prominenz

Auf Initiative von Prof. Adrian Marinescu hat die Ausbildungseinrichtung die erste Liturgische Tagung organisieren können (24.-26.). Bekannte Liturgiologen aus dem europäischen Raum, darunter auch Angehörige und Absolventen der Ausbildungseinrichtung, haben mit ihren Beiträgen den Zusammenhang zwischen dem „Lex Orandi“, dem liturgischen Leben und dem „Lex Gredendi“, der Glaubenslehre, beleuchtet. Die Fachbeiträge wurden von orthodoxen Gottesdiensten umrahmt, in denen in die Praxis das vorgetragene theologische Wort erprobt und erfahren wurde, wobei die Zelebration von zwei Bischöfen, des Erzbischofs der Russisch-Orthodoxen Kirche (im Ausland) Vladyka Mark und des Weihbischofs der Rumänisch-Orthodoxen Kirche Sofian von Kronstadt, die von vielen Klerikern der anderen orthodoxen Kirchen allen Anwesenden die große Gemeinschaft der Orthodoxie sichtbar machte. Die zwei Bischöfe haben aber auch mit ihren vielfältigen Beiträgen den gesamten Ablauf der Tagung mitgestaltet. Sicherlich eine lehrreiche Begegnung im Leben einer orthodoxen Einrichtung. Im selben Monat konnte sich die Orthodoxe Theologie durch die Beteiligung von Bischof von Abydos Kyrillos (Katerelos), selbst Prof. in Athen, bei einer ökumenischen Tagung des ZöF (Zentrums für Ökumenische Forschung) mit renommierter Besetzung, darunter Kardinal Koch aus Rom und der Landesbischof Bedford-Strohm, ihre eigenen Akzente zu Fragen der Anthropologie setzen. Die ökumenische Zusammenarbeit wird stets als eine Bereicherung des Lebens unserer Einrichtung wahrgenommen.

Mai - Besuch - Ehrenpromotion des Ökumenischen Patriarchen von Konstantinopel Bartholomaios

Einen Höhepunkt im Leben unserer Einrichtung markierte zweifelsohne der Besuch des ökumenischen Patriarchen Bartholomaios, mittlerweile der fünfte Besuch eines Oberhirten der Orthodoxen Kirchen in unserer Einrichtung. Die Katholisch-Theologische Fakultät der LMU hat ihren ehemaligen Promovenden und nun dem ersten Patriarchen der Orthodoxie den Ehrendoktortitel verliehen: die Ehrenpromotion wurde am 16. Mai als ein ökumenischer Akt gefeiert, durch Beteiligung mit Ansprachen der Orthodoxen und der Evangelischen Theologie. Zuvor wurden Patriarch Bartholomaios und eine Reihe von Orthodoxen Bischöfen aus den verschiedenen Autokephalen Kirchen in der Institutsbibliothek von Dozenten und Studierenden der Ausbildungseinrichtung und von ökumenischen Gästen feierlich empfangen. Patriarch Bartholomaios hat allen Anwesenden Mut gemacht, die Orthodoxe Theologie anspruchsvoll in der akademischen Landschaft zu vertreten und zugleich dem Leben der Kirche würdig zu dienen.

Juni - Weihen zu Kleriker der Orthodoxen Kirche von Studenten unserer Einrichtung

Dass die Orthodoxe Theologie zugleich mit der Pflege des akademischen Dialogs auch und vorrangig der Orthodoxen Kirche zu dienen weiß, hat erneut die Weihe von zwei ihrer Studenten unter Beweis stellen können: am 21. Juni wurde der ehemalige Studentensprecher und jetzt Promovend Georgios Siomos zum Diakon in der Allerheiligen Kirche vom Metropoliten Augoustinos geweiht und am nächsten Tag wurde der Student Vr. Viktor Meshko, der bereits Diakon war, zum Priester von Erzbischof Mark geweiht. Zwei weitere Weihen, eines Absolventen und eines Promovenden, folgten im Jahr 2014, was eben die Zahl der Kleriker, insbesondere unter den Absolventen unserer Einrichtung noch weiter zum Wachstum brachte: die Kleriker machen mehr als die Hälfte aller Absolventen aus. Das akademische Wort kam aber im Monat Juni auch nicht zu kurz: der Dies Academicus der drei Theologien am 30. Juni, gewidmet dem Gedenkjahr 600 Jahre nach der Synode von Konstanz (1414), wurde mit aktiver Beteiligung von Orthodoxen Dozenten in einigen Workshops mitgestaltet: das synodale Leben der Orthodoxie hat Entscheidendes bei der Suche nach einem gesunden Konziliarismus beizutragen.

Juli - Inthronisation von Bischof Andrej (Cilerdzic) in Wien

Am 20. Juli wurde während einer feierlichen Liturgie Bischof Andrej zum neuen Serbisch-Orthodoxen Bischof von Österreich inthronisiert. Bischof Andrej, der noch als Archimandrit in seinem Dienst als wissenschaftlicher Mitarbeiter der Ausbildungseinrichtung tiefe Spuren in der akademischen Landschaft in München hinterlassen hat, wurde vom Patriarchen Irinej und von vielen Bischöfen der Serbisch-Orthodoxen Kirche nicht nur mit der Aufgabe in Österreich pastoral zu dienen, sondern zugleich auch in der Schweiz, Italien und Malta. Der sprachbegabte, sprachgewandte, spirituell begnadete und ökumenisch offene Bischof Andrej kann mit Gottes Hilfe die Weichen für eine neue Repräsentanz der Orthodoxie in den benannten Ländern stellen, was ihm eine Reihe von LMU-Angehörigen, extra von München nach Wien angereist, als Herzenswünsche mit auf dem Weg gaben.

September- Studienreise (13.-20.Sept.) nach Konstantinopel/Istanbul

Die Studienreise führte uns dieses Jahr nach Konstantinopel/Istanbul, dem Bischofsitz des ökumenischen Patriarchen Bartholomaios: wir, Studenten und Dozenten der Ausbildungseinrichtung zusammen mit unseren Kollegen und KommilitonInnen der anderen zwei Theologischen Fakultäten, der Katholischen und der Evangelischen, in der Tradition der guten und bewährten Zusammenarbeit des Zentrums für ökumenischen Forschung (ZöF) wollten damit nicht nur den Besuch des Ökum. Patriarchen in München erwidern: zugleich war diese Reise eine Gelegenheit ersten Ranges, vor Ort die Geschichte der Kirche zu studieren, die seit dem Ende des 4. Jh.s. das Zentrum der östlichen Christenheit darstellt, wofür das wunderschöne Ambiente der (leider immer noch geschlossenen) Fakultät Chalki, wo wir unser Blockseminar abhalten dürften, entscheidend geholfen hat. Zugleich konnten die 45 Teilnehmer der Studienreise sich mit dem Leben von anderen Christen in der Türkei und mit den Möglichkeiten eines Dialogs mit dem Islam vertraut machen. Und dies alles vor der Kulisse einer Stadt, die jedenfalls in ihrem alten Stadtkern ein lebendiges Museum darstellt. Unvergesslich wird allen Teilnehmern die warmherzige, persönliche Gastfreundschaft des ökum. Patriarchen und seiner Mitbischöfe und Mitarbeiter im Patriarchat bleiben. Die Studienreise wurde in einer Radio-Sendung (Bayern2) von der Journalistin Frau Dr. Mühlstedt zusammengefasst (zu hören: http://www.br.de/radio/bayern2/gesellschaft/evangelische-perspektiven/christen-istanbul-122.html).

Oktober- Eröffnungsliturgie für das WiSe 2014/15 in der Georgischen Kirche mit Erzbischof Mark

Das Wintersemester 2014/15 hat mit der Feier der göttlichen Liturgie in der Georgischen Kirche, die vom Erzbischof Mark zelebriert wurde, begonnen. Unvergesslich wird allen die besondere Gastfreundschaft der Georgischen Gemeinde in Erinnerung bleiben: Pfarrer Lomidze, ein ehemaliger Student unserer Einrichtung, hat im Garten der Kirchengemeinde, bei einem herrlichen Herbstwetter, allen Anwesenden einen wunderschönen Empfang bereitet. Diese Treffen, sogar zentriert um ein liturgisches Ereignis, geben uns immer wieder die Gelegenheit, unsere Gemeinschaft-Koinonia wachsen zu lassen. Am 21. Okt. hat in unserer Institutsbibliothek eine besondere Begegnung stattgefunden: Die Äbtissin Diodora, eine gebürtige Deutsche, die ein Nonnenkloster in Griechenland leitet, hat ihr Leben als Orthodoxe Nonne geschildert und durch die Moderation des Journalisten Wilhelm Warning ganz interessante Wege des orthodoxen spirituellen Lebens mitten in unserer heutigen Welt aufgezeigt.

Dezember - Besuch des neuen Bischofs der Serbisch-Orthodoxen Kirche Sergije

Das Jahr 2014 ging nicht nur mit der traditionellen Weihnachtsfeier am 16. Dez. zu Ende; unsere Ausbildungseinrichtung hatte die Ehre eines weiteren hohen Besuches: am 22. Dez. hat uns der neue Serbisch-Orthodoxe Bischof von Deutschland Sergije, der von Bischof von Vranje (Serbien) Pachomios begleitet wurde, besucht. Bischof Sergije wurde Anfang Sept. 2014 in Hildesheim vom Patriarchen Irinej inthronisiert. Mit diesem ersten Besuch wollte er erneut das Interesse der Orthodoxen Kirche für den Lehrbetrieb der Ausbildungseinrichtung signalisieren. Ein gesegnetes Epiphaniefest bzw. für die Orthodoxen, die nach dem (alten) Julianischen Kalender feiern, wünsche ich noch gesegnete Weihnachten und allen ein gutes, friedliches und kreatives neues Jahr 2015

Ihr Prof. Dr. Athanasios Vletsis

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